Der Anime-Sprung nach vorn
Japan mag das Geburtsland der Anime-Industrie und der globale Marktführer der Branche sein. China fordert nun aber auch ein Stück vom Kuchen in diesem lukrativen Wachstumsmarkt. Dafür lässt die Pekinger Regierung viel Geld springen.
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Mit dem staatlich unterstützten Unternehmen China Animation Comic Group soll der «Grosse Sprung» in der chinesischen Anime-Branche gelingen. Teil dieses Projekts ist das Pekinger Gebäude China Animation Game City, das künftig das nationale Drehkreuz der heimischen Industrie bilden wird.
An der diesjährigen Tokioter Anime-Messe hat sich die Präsenz chinesischer Anime-Unternehmen verdreifacht. Gleichzeitig ist die Gesamtzahl der Aussteller zurückgegangen. «China ist ein grosser Markt und jeder will daran teilhaben. Und die Chinesen fragen sich zunehmend, wieso sie für jemand anderen produzieren und nicht gleich selbst unternehmerisch tätig werden», sagt Jimmy Tse, Konzernchef von Top Art Investment, einem chinesischen Anime-Unternehmen.
Japans Krise
Chinas neue Ambitionen überschneiden sich mit Japans schwelender Krise. 2006 erlebte die japanische Anime-Industrie ihren vorläufigen Höhepunkt. Seither gehen Fernsehzeit für Anime-Serien und Einnahmen zurück. Der Konkurrenzdruck aus Südkorea und China ist spürbar. Japanischen Studios bleibt nichts anderes übrig, als die Produktion in Länder mit billigeren Lohnstrukturen zu verschieben. Die heimischen Künstler müssen in einer angeblichen Traumbranche zu miserablen Konditionen weiterarbeiten (Asienspiegel berichtete).
Matt Alt, ein Experte der japanischen Popkultur sieht in der Auslagerung der japanischen Produktion das Hauptproblem: «Die japanische Anime-Industrie hat damit China und Südkorea den Schlüssel zur Schatzkammer gegeben. Mit der Produktionsverlagerung nach China hat Japan Leute ausgebildet, die viel ehrgeiziger und hungriger sind als die japanischen Künstler», sagt er gegenüber der Mainichi Shimbun.
Neue Chancen
Hitoshi Suzuki, der hinter der Tokioter Anime-Messe steht, bestätigt zwar, dass der ganz grosse globale Boom abgeflaut sei. Doch er glaubt nicht, dass ausländische Unternehmen tatsächlich eine Gefahr darstellen. «Jeder versucht oberflächlich japanische Anime-Serien zu kopieren. Doch die wahre japanische Anime-Kultur ist anders.» Die reiche 60-jährige Geschichte der Branche könne nicht in einem Tag durch ein anderes Land so einfach reproduziert werden, meint Suzuki.
Für die japanische Anime-Industrie ist China nicht nur ein grosser Konkurrent, sondern auch ein lukrativer Wachstumsmarkt. Eine Kooperation wird für viele in der Branche als überaus befruchtend angesehen. So ist die historische Anime-Serie «Romance of Three Kingdoms» ein erfolgreiches Gemeinschaftswerk des japanischen Produzenten Takara Tomy und China Central Television. Es ist geplant, die Serie in ganz Ostasien auszustrahlen.
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